Jede Gruppe durchlÀuft nach Entstehung mehrere Phasen. Bernstein und Lowy definierten folgende Gruppenphasen:
- Orientierungsphase
- Machtkampfphase
- Vertrautheitsphase
- Differenzierungsphase
- Abschluss- und Trennungsphase
Exploration, Erforschung, Vertrauen, Bindungen und Beziehungen spiele eine zentrale Rolle. Eine Gruppe findet sich neu im Kindergarten, im Erzieherberuf und benötigt Zeit, Vertrauen zu schaffen, um gemeinsame Herausforderungen zu bewÀltigen.
â¶ïž Jedes Individuum muss seine Gruppenrolle finden. Dabei entstehen MachtkĂ€mpfe und Konflikte.
â Aufgabe von uns Erziehern ist es, die Gruppe zu unterstĂŒtzen, Anregungen und Impulse zu schaffen, aber auch soll die Gruppe versuchen, Konflikte eigenstĂ€ndig zu lösen. Nur so kann eine gute Zusammenarbeit im Team gelingen und jeder kann seine BedĂŒrfnisse zum Ausdruck bringen. Mit einem optimalen Verlauf der Gruppenphasen entstehen neue Kompetenzen und FĂ€higkeiten, welche zum Erfolg im pĂ€dagogischen Handeln fĂŒhren.
Mehr und ausfĂŒhrlichere Informationen, mit vielen Beispielen zu den Phasen in der Gruppe nach Bernstein und Lowy, erfĂ€hrst du in diesem Artikel!
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1. Orientierungsphase
Die Orientierungsphase stellt die erste Phase im Gruppenprozess dar und wird daher auch als die Fremdheitsphase bezeichnet. Sie symbolisiert das Ankommen in der Gruppe. Die Gruppenmitglieder sind in dieser Phase eher unsicher und zurĂŒckhaltend, die GefĂŒhle und Emotionen können daher unterschiedlich schwanken.
Sie gehen noch keine festen Bindungen ein, da sie nicht wissen, welches Verhalten in dieser Gruppe angemessen ist. Daher denken sie noch hauptsÀchlich an sich, da kein grundlegendes Vertrauen in der Gruppe aufgebaut ist.
â Es ist die Aufgabe als pĂ€dagogische Fachkraft, die Mitglieder behutsam zu empfangen und zu berĂŒcksichtigen, dass einige Mitglieder noch mehr Distanz benötigen als andere, da sie sich noch nicht untereinander kennen. AuĂerdem sollten ausreichend Möglichkeiten vorhanden sein, den Kindern Freiraum zu gewĂ€hrleisten, damit eine angenehme AtmosphĂ€re vorhanden ist. Die pĂ€dagogische Fachkraft kann die Kinder hier beobachten, Angebote fĂŒr Kontaktmöglichkeiten schaffen, die Kinder aber nicht zum Kontakt zwingen.
2. Machtkampfphase
In der zweiten Phase werden die Rollen der spĂ€teren Gruppe verteilt. Mitglieder wollen Einfluss auf das Gruppengeschehen nehmen und Macht ausĂŒben. Dies wird mit allen Mitteln versucht. Manche Rollen in der Gruppe erlangen mehr Macht als andere. Es gibt Sieger und Besiegte.
â¶ïž Dies fĂŒhrt innerhalb der Gruppe zu Spannungen und Unruhen. Der eine möchte besser sein als der andere. Zum Teil geschieht es, dass sich die Gruppenmitglieder gegen die Leitung auflehnen, einige Gruppen haben ĂŒberhaupt Schwierigkeiten, die Phase zu ĂŒberwinden.
â Auch kommt es beim Treffen neuer Entscheidungen vor, dass Gruppen in diese Phase zurĂŒckfallen. In dieser Phase haben pĂ€dagogische FachkrĂ€fte die Aufgabe, negative Rollen einzelner Gruppenmitglieder zu erkennen und wenn möglich einzuwirken.
Beispiel: Die Rolle des AuĂenseiters wird wieder in die Gruppe mit eingebunden, wĂ€hrend dominante Personen in ihrem Handeln gebremst werden. Wichtig ist es, im Handeln neutral zu bleiben und ein Vorbild fĂŒr die Gruppe zu sein, damit gröĂere MachtkĂ€mpfe sich nicht auf das Wohlbefinden der Gruppe auswirken.
3. Vertrautheitsphase
Die dritte Phase ist die Vertrautheitsphase, auch als IntimitÀtsphase bezeichnet. Ist die Rollenverteilung abgeschlossen und klar definiert, welche Personen welche Rolle hat, so werden Konflikte geringer.
Die Mitglieder können sich mittlerweile einschĂ€tzen und kennen die Regeln der Gruppe. Sie identifizieren sich mit der Gruppe und ein gemeinsames WIR-GefĂŒhl, dass âwirâ als Gruppe eine Einheit sind, entsteht. Nach auĂen grenzt sich zwar die Gruppe ab, intern entstehen jedoch Untergruppen.
â Gemeinsame Symbole werden entwickelt, wie zum Beispiel Ă€hnliche Kleidung oder ein gleicher Haarschnitt. Jeder will gleich sein. Wichtig ist hier das Schaffen von FreirĂ€umen, das GefĂŒhl der Zusammengehörigkeit soll gestĂ€rkt werden. Die Gruppe beobachten und bei Konflikten, nur wenn notwendig eingreifen, sind zwei weitere zentrale Aufgaben. Selbstverantwortung wird der Gruppe immer mehr ĂŒbertragen.
4. Differenzierungsphase
Die Differenzierungsphase ist die goldene Zeit fĂŒr AktivitĂ€ten und Programme – Warum?
Die Gruppe ist erwachsen, MachtkĂ€mpfe sind beseitigt, die Gruppe wird stabiler. FĂ€higkeiten jedes Individuums werden von nun an als Bereicherung fĂŒr die BewĂ€ltigung zielorientierter Aufgaben angesehen. Die Gruppe öffnet sich nach auĂen, die AtmosphĂ€re ist harmonisch und das Gruppenbild wird als ideal wahrgenommen.
â Die pĂ€dagogischen FachkrĂ€fte ziehen sich hier immer mehr zurĂŒck, die Gruppe selbst ist handlungsfĂ€hig. Konflikte und kleinere Probleme können meist eigenstĂ€ndig bewĂ€ltigt werden. Erzieher und Erzieherinnen unterstĂŒtzen lediglich noch in der Kontaktaufnahme anderer Gruppen, damit sie sich gegenĂŒber anderer Gruppen profilieren können. Ein starkes GemeinschaftsgefĂŒhl wird entwickelt.
5. Abschluss- und Trennungsphase
Das ist die letzte Gruppenphase. Kommen wir an diesem Punkt an, wird die Gruppe sich auflösen. Dies kann unterschiedliche GrĂŒnde haben:
- das Zusammensein wird nicht mehr als spannend erlebt
- andere Interessen entstehen
- das Gruppenziel wurde erreicht
Dies ist ganz typischer Fall (Gruppenziel), wenn Kinder den Kindergarten verlassen, da sie in die Schule kommen. Die Vorschulkinder verabschieden sich und neue Kinder kommen im neuen Jahr hinzu. Die Gruppe wird dann erneut durchmischt.
đĄ Es kann vorkommen, dass es kurz vor der Trennung zu einem Klammern kommt. Dann beginnt der Gruppenprozess vorwiegend wieder von vorne.
đŻZiel ist es, zu erkennen, was die Gruppe in diesem Moment braucht. Wichtig ist es zuzulassen, andere Wege zu gehen und offen ĂŒber das Ende der Gruppe zu sprechen. Die Planung eines gemeinsamen, schönen Abschieds erleichtert den Ăbergang und rundet die letzte Phase ab.
Hier kann beispielsweise der Kindergarten mit der Schule zusammenarbeiten, um diesen Ăbergang zu gestalten.
Zusammenfassung
1) Die Orientierungsphase kennzeichnet sich durch Explorationen, Erforschung, Untersuchung und Orientierung. Das Dilemma von AnnÀherung und Ausweichen steht im Vordergrund. Ziel ist der langsame Aufbau von Vertrauen und ersten Bindungen.
Deshalb sollte man:
- Freiheit ermöglichen
- Distanz zulassen
- Kein Miteinander arbeiten
- Kennenlernen fördern
- Paralleles individuelles Spiel
â¶ïž Sachlichkeit muss ĂŒberwiegen.
2) In der Machtkampfphase steht das ICH-Denken im Vordergrund. Mitglieder kÀmpfen um Positionen und Funktionen, die Rollenbildung beginnt.
Deshalb sollte man:
- Freiheit ermöglichen
- Grenzen setzen
- Konflikte verbalisieren: durch StreitgesprÀch oder Rollenspiele
- Konflikte klÀren
- Schutz bieten
- Ein Vorbild sein
- StÀrken einzelner erkennen
- Möglichkeiten schaffen, etwas gemeinsam zu meistern
3) In der Vertrautheitsphase erfahren BeziehungsverhÀltnisse, StabilitÀt. Mitglieder sind bereit sich zu explorieren, gehen Wagnisse und Bindungen ein und möchten gleich sein.
Deshalb sollte man:
- Auf lÀngere Sicht hin planen
- Die Gruppe selbst planen lassen
- Misserfolge hinnehmen
- Beim Lösen von Konflikten helfen
- Interne Gruppenarbeit ermöglichen
4) Die Differenzierungsphase ist die goldene Zeit, die beste Zeit fĂŒr AktivitĂ€ten und Programme. Die Gruppe ist selbstsicherer, es ist geplant, die Kooperation zu anderen Gruppen ist vorhanden und viele Rollenspiele finden statt.
Deshalb sollte man:
- die Zeit produktiv nutzen
- die Aktionen mit anderen Gruppen gestalten
- die Auswertung zur Stabilisierung des Gelernten vornehmen
5) Die Abschluss- und Trennungsphase kennzeichnet sich durch die Auflösung der Gruppe. Verschiedene GrĂŒnde liegen vor, neue Chancen und Möglichkeiten entstehen zugleich.
Deshalb sollte man:
- einen Abschied planen: Fahrten, Programme, letzte Feier
â¶ïž Der bisherige Lernprozess wird als Erfahrung ausgewertet. Die Auflösung soll unterstĂŒtzt werden, die TĂŒren nicht schlieĂen, Prognosen in der Zukunft ermöglichen, wie Besuche, sowie sollten Erinnerungen verewigt werden.
Mit einer Bewertung unterstĂŒtzt du mich enorm! đ
Informativ, ĂŒbersichtlich, auf den Punkt gebracht: weiter so!
Hallo Gerhard,
vielen Dank fĂŒr dein nettes Feedback! đ