Die Montessori-Pädagogik nach Maria Montessori beschreibt das Bild vom Kind durch eine angeborene Aktivität, das Individuum strebt nach Unabhängigkeit. Selbstbestimmung, Selbstständigkeit, Selbstachtung sind die Rechte jedes Kindes.
Das Kind durchläuft bestimmte Entwicklungsphasen. Diese werden als Sensible-Phasen bezeichnen. Der Fokus liegt in verschiedenen Altersstufen auf bestimmten Bereichen, darunter:
- Sprache
- Soziales Miteinander
- Leben in der Gemeinschaft
- Sensibilität für Beziehungen
- Entwicklung einer Moral
Im Jugendalter machen sich die Entwicklungsschritte durch eine Sensibilität für Gerechtigkeit, Menschenwürde und Verantwortung sowie Integration in die Gesellschaft bemerkbar. Montessori ist bekannt durch die Miteinbindung verschiedener Materialien, darunter Sinnesmaterial, Sprachmaterial oder Material zur kosmischen Erziehung.
Ziel von Montessori ist, dass jedes Kind kreativ, eigenständig und frei neue Lernerfahrungen sammelt.
⬆️ Hier gelangst du zum Video! ⬆️
Wer war Maria Montessori?
- Maria Montessori wurde 1870 geboren und war eine bedeutende Reformpädagogin
- Sie absolvierte ein Medizinstudium und arbeitete im Anschluss als Hausärztin in einer psychiatrischen Klinik mit geistig behinderten Kindern zusammen
- Somit erzielte sie in ihrer Arbeit große Fortschritte und gründete ab 1907 Kinderhäuser und übernahm die Leitung und Verantwortung
- Sie lernte Lernmaterial kennen, entwickelte mit Ärzten Lernkarten und entwickelte neue Ideen für 3-6 Jährige
Aus diesem Blickwinkel heraus war der Fokus nicht nur auf Menschen mit Behinderung gelenkt, sondern individuell auf alle Kinder gerichtet
- Weltweit hielt sie Vorträge, schrieb Bücher und unterstützte Bildungsreformen
- 1909 wurde ihr Konzept niedergeschrieben. Ihr Erfolg zeigt sich heute in sämtlichen Einrichtungen, die nach dem Montessori-Handlungskonzept arbeiten, darunter Kindergärten, Krippen sowie weiterführende Schulen
Wie beschreibt Maria Montessori das Bild vom Kind?
Das Kind besitzt eine angeborene Aktivität und strebt nach Unabhängigkeit
Damit ist gemeint, das Kind ist von Anfang an mit allen Anlagen zur Entwicklung ausgestattet und möchte sich von der Abhängigkeit des Erwachsenen lösen lernen. Das Kind strebt nach Selbstständigkeit, um sich zu einer freien Persönlichkeit zu entwickeln.
Demnach hat nach Montessori jedes Kind das Recht auf:
- Selbstbestimmung: Was und wie möchte das Kind lernen?
- Selbstachtung: Anerkennung eigenen Bemühens und zu vollbringenden Leistungen
- Anregung durch das Material und Vorbild der pädagogischen Fachkräfte
Das Kind denkt selbstständig und handelt verantwortlich
Durch selbstständiges Arbeiten und Vollbringen eigener Erfolge gewinnt das Kind an Autonomie und Selbstdisziplin.
Nach Montessori entwickelt sich das Kind nach einem eigenen inneren Bauplan, sie spricht hier explizit von Entwicklungspotenzialen.
➤ Das bedeutet, jedes Kind lernt in eigenem Tempo und erzielt ohne Druck und Zwang, Lernfortschritte
Das Lernen des Kindes ist umwelt- und erfahrungsabhängig
Gesammelte Erfahrungen und Lerneindrücke dienen als Grundlage für die Entwicklung des Kindes.
Das Kind wird als Schöpfer eigenen Lebens betrachtet, kann aber selbstverständlich auf die Unterstützung durch Erwachsene zurückgreifen:
Hilf mir, es selbst zu tun
Leitsatz der Montessori-Pädagogik
Der Erzieher …
- … ist somit verantwortlicher Arrangeur und Vorbereiter von Lern- und Erfahrungssituationen des Kindes selbst
- … muss auf die Fähigkeiten des Kindes vertrauen
- … und ist Vermittler und Begleiter für das Kind in der Entwicklung
Jedes Kind durchläuft verschiedene Entwicklungsphasen, bei denen der Erwerb bestimmter Fähigkeiten im Vordergrund steht. Diese Phasen werden als “Sensible Phasen” in der Montessori- Pädagogik bezeichnet.
Grundsätze der Montessori Pädagogik
1. Der innere Bauplan
- Jedes Kind verfügt über einen inneren Bauplan mit seinen Stärken und Schwächen
- Dieser wird sich frei entfalten, wenn es die äußeren Einflüsse zulassen
2. Die vorbereitete Lernumgebung
- Damit ist das Material gemeint. Dieses ist frei zugänglich, damit die Kinder frei entscheiden können, womit sie sich beschäftigen wollen
- Jeder Gegenstand hat seinen festen Platz, welchen die Kinder wiederfinden
3. Freie Wahl
- Das Kind lernt im Experimentieren und Ausprobieren
- Die Erwachsenen schreiben dem Kind keine Aufgaben vor, sondern das Kind lernt selbstbestimmt und eigenverantwortlich
- Fehler zu machen, gehört dazu. Sie sind ein notwendiger und positiver Schritt auf dem Weg des Lernens mit dem Motto: „Spiel = die Arbeit des Kindes“
4. Die kosmische Erziehung
- Damit ist gemeint, dass die Kinder ihren Platz in der Welt finden, das bedeutet „im großen Ganzen“
- Es will in der Umwelt entdecken, sich entfalten und ist neugierig
- Ziel der kosmischen Erziehung ist, den Kindern die Möglichkeit zu geben, ihrer Neugierde nachzugehen und sich die Welt selbstständig zu erobern (1)
5. Polarisation der Aufmerksamkeit
- Das Kind richtet seine Aufmerksamkeit auf genau eine Aktion
- Es hat die Fähigkeit, die volle Konzentration auf eine bestimmte Sache über einen bestimmten langen Zeitraum zu richten. Voraussetzung ist, das Kind interessiert sich für die Sache. Genau davon geht Montessori jedoch auch aus
6. Absorbierender Geist
- Das Kind hat die Fähigkeit aus seiner Umgebung Eindrücke ganzheitlich in sich selbst aufzunehmen, d.h. das Kind lernt mit allen Sinnen oder auch unbewusst im Spiel
- Das Kind wählt unbewusst das aus, was es zum Aufbau seiner Persönlichkeit braucht. Z.b. es eignet sich die Fremdsprache nicht durch Training, Übung, Wiederholung wie wir Erwachsene an, sondern saugt unbewusst Worte, Aussprache und Satzbau auf und beherrscht diese im Laufe der Jahre
7. Sensible Phasen
- Jedes Kind hat sein eigenes Tempo, seine eigene Struktur, wann und wie es lernt
- In der kindlichen Entwicklung gibt es Phasen, in denen das Kind eine besondere Bereitschaft für den Erwerb bestimmter Fähigkeiten zeigt
➤ Die Aufmerksamkeit richtet sich dann auf bestimmte Bereiche in der Umgebung
Was sind Sensible-Phasen?
Nach Maria Montessori durchlebt das Kind im Laufe seiner Entwicklung sensible Phasen. In diesen Phasen beschäftigt es sich eigenständig mit einem bestimmten Thema. Es handelt sich um begrenzte Zeitfenster gesteigerter Empfänglichkeit, die vorwiegend in der frühen Kindheit bis Jugend auftreten (2).
Montessori unterteilt die Entwicklungsphasen des Kindes in drei Hauptstufen. Dabei wurde die erste Phase nochmals unterteilt, da die Entwicklungsschritte des Kindes in dieser Zeit sehr groß sind:
- Phase 1: 0-6 Jahre
- 0-3 Jahre
- 3-6 Jahre
- Phase 2: 6-12 Jahre
- Phase 3: 12-18 Jahre
Phase: 0-3 Jahre
Bei den Kindern stehen Ordnung, Sprache und Bewegung an erster Stelle. Besonders wichtig sind deswegen auch nahestehende Bezugspersonen, damit dem Kind eine optimale Orientierung geboten werden kann. In dieser Phase entwickelt das Kind allmählich ein Bewusstsein, weshalb die ersten drei Jahre in der Entwicklung als besonders prägend angesehen werden und Grundlage für das Erlernen neuer Fähigkeiten in den weiteren Phasen legen.
Phase: 3-6 Jahre
Die Kinder sammeln Erfahrungen im sozialen Miteinander und Zusammenleben. Die Psyche und der Geist entwickeln sich. Der Wortschatz erweitert sich und das Interesse am Lesen und Schreiben vermehrt sich. Eindrücke werden nun nicht mehr nur aufgenommen, sondern auch analysiert und zunehmend hinterfragt.
Phase: 6-12 Jahre
Das Kind legt Wert auf Erfahrungen der realen Lebenswelt, Sensibilität für neue soziale Beziehungen und ein moralisches Bewusstsein entwickeln sich. Diese Phase wird auch als „Stabile Phase“ bezeichnet, in welcher die kosmische Erziehung eine tragende Rolle spielt.
Nach der Kindheit folgt das Jugendalter. Dieses reicht von 12 bis 18 Jahren.
Phase: 12-18 Jahre
In diesem Alter kennzeichnet sich eine besondere Sensibilität für Gerechtigkeit und Menschenwürde. Der Jugendliche sehnt sich nach Anerkennung in der Gesellschaft.
Es finden sowohl physisch als auch psychisch Veränderungen statt. Die Persönlichkeit des Kindes ist noch am Reifen und wird daher von Unsicherheiten, Ängsten und Zweifeln begleitet.
Der Jugendliche findet sich selbst und zeigt eine besondere Sensibilität für wissenschaftliche Erkenntnisse. Er nimmt sich als Teil der Gesellschaft an, möchte politische Verantwortung übernehmen und wird in das Gesellschaftssystem eingegliedert.
Welche Ziele verfolgt die Montessori Pädagogik?
Lernerfahrungen gelingen durch ein vielfältiges Angebot an Material durch:
- Übungen des täglichen Lebens
- Sinnesmaterial
- Mathematikmaterial
- Sprachmaterial
- Materialien zur kosmischen Erziehung
Montessori in der Praxis
Wie wird Montessori in der Arbeit umgesetzt?
Die Grundsätze, die Montessori verfolgt, sollen dem Kind zugutekommen und erfüllt werden.
Daher ist es von elementarer Bedeutung, das Wesen des Kindes zu erforschen, also das Kind zu kennen, um Erkenntnisse hinsichtlich der Bedürfnisse, des inneren Bauplans und der sensiblen Phasen zu erschließen.
Nur so können die pädagogischen Fachkräfte die Umgebung optimal auf die Förderung des kindlichen Entwicklungsprozesses anpassen und das Kind kann sich frei entfalten.
Aufgaben des Erwachsenen
Passives Verhalten
Die Erwachsenen bekommen die wesentliche Aufgabe zugetragen, sich passiv zu verhalten und dem Kind die vorbereitete Umgebung zur Verfügung zu stellen, die sich an den Bedürfnissen des Kindes orientiert.
Begleiter für das Kind
Der Erwachsene ist demnach, ein wachsamer, aufmerksamer und zugewandter Begleiter für das Kind.
Schaffen von Rahmenbedingungen
Er schafft geeignete Rahmenbedingen, damit das Kind seinem inneren Drang folgen und so seinen Bauplan optimal entfalten kann.
Unterstützung der sensiblen Phasen
Aufgabe des Erwachsenen ist es, diese „sensitiven Phase“, in der das Kind für entsprechende Anregungen empfänglicher ist, zu erkennen und durch geeignete Förderung zu unterstützen.
Ermutigung
Kinder werden durch Erwachsene zu selbsttätigem und selbstständigem Spielen und Lernen.
Der Erwachsene beobachtet das Kind und hält sich im Hintergrund.
Bei Bedarf bietet er Hilfestellung an. Zusätzlich gibt er Impulse, Materialien neu kennenzulernen oder wiederzuentdecken.
Eigenschaften der Montessori Materialien
Jedes Material hält nur eine Schwierigkeit und Herausforderung für das Kind bereit.
Sie sind robust und sollten aus natürlichen Werkstoffen wie Holz und Stoff bestehen.
Jedes Material ermöglicht eine Einzelkontrolle mit dem Ziel, dass das Kind selbstständig arbeitet.
Zudem sollte jedes Material in beschränkter Auswahl vorhanden sein, sodass Kinder soziale Kompetenzen benötigen, z.B. :
- warten können
- kooperieren
Außerdem sind die Materialien ansprechend für das Kind, sie haben eine Anziehungskraft: sind farblich oder haptisch besonders.
Unterschiedliche Materialgruppen:
- Sinnesmaterial
- Mathematikmaterial
- Sprachmaterial
- Material zu Übungen des praktischen Lebens
Kritik
Eigenschaft des Materials | Kreativität | Ordnung | Frusterfahren |
Es wird nur ein Lerninhalt vermittelt. Vielleicht ist das Kind unterfordert? | Es erfolgt eine zu starke Fixierung auf das Material. Es geht nie darum, dass sich das Kind selbst etwas ausdenkt. | Alles wirkt so perfekt. Jeder Gegenstand ist auf seinem Platz. | Frust zu erfahren ist wichtig für die Entwicklung, aber das Kind findet eigenständig Lösungen. Es scheint so, dass Kinder mit Frust kaum konfrontiert werden. |
Das Material hat weitere Eigenschaften und eine Vertiefung, wie das Kind nach Montessori optimal lernen kann, findest du hier in den Videos.
Montessori Pädagogik: Zum Video
Montessori Grundlagen: Zum Video
Montessori Praxis: Zum Video
Quellen:
(1) https://www.montessori-hofheim.de/fileadmin/user_upload/Download-Dateien/Montessori-Paedagogik.pdf
(2) https://reposit.haw-hamburg.de/bitstream/20.500.12738/8095/1/Leiner_Nina_BA_2017_07_20.pdf
0 Kommentare